Špionica – Bosnien-Herzegowina
In dem kleinem, eher unbekanntem Dorf treffen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander. Für mich symbolisiert Špionica vor allem die Nachkriegszeit in Bosnien-Herzegowina. Hier leben muslimische Bosniaken, Kroaten, Serben und Roma Seite an Seite und doch merkt man, dass sich in all den Jahren zwischen ihnen eine unsichtbare Mauer aufgebaut hat. Es kommen zwar alle Ethnien zusammen, doch sie leben meist nur neben-, statt miteinander, so gibt es drei verschiedene Supermärkte, zwei Schulen und auch die Wohngebiete sind unterteilt, die man jeweils an dem Standort der Kirchen bzw. der Moschee erkennt.
Über die Zeit entwickelt sich dieses Langzeitprojekt von mir zu einer Arbeit, die tiefere Einblicke aus dem Leben von Menschen dieser Geographie gewährt und Fragen über deren Existenz stellt. Was es bedeutet, in der Nachkriegszeit eines Landes zu leben, das selbst dreißig Jahre nach dem Daytoner Friedensabkommen im Inneren noch immer zerrissen ist und nur durch äußere Kräfte zusammengehalten werden kann.
Perspektivlosigkeit, Stagnation und Entwurzelung gehören auch weiterhin zu den größten Problemen im Land und auch in Špionica sind sie Bestandteil im Alltag der Menschen. Trotzdem oder gerade deshalb bewegt sich hier eine geballte Emotionalität in dem Miteinander, die von tiefster Trauer bis zur größten Freude reicht.
Špionica ist zwar nur ein kleines Dorf in Bosnien-Herzegowina und doch erzählt es von den Nachkriegswirkungen eines ganzen Landes.